Sagen rund um Königshain

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Die tanzenden Steinmänner bei Königshain.

Auf den Königshainer Bergen steigen in der Johannisnacht wunderliche Gestalten, vom Volke Steinmänner genannt, aus der Erde herauf, versammeln sich rings auf den Berggipfeln und springen dann von Stein zu Stein, bis sie alle auf der Platte des Totensteins zusammenkommen und paarweise gereiht feierliche Tänze aufführen bis zum grauenden Morgen. Wenn aber ein Mensch diesen Tanz mit ansieht, so bedeutet es ihm und seiner ganzen Verwandtschaft den Tod.

Der Teufelsstein

Der Teufelsstein bei Königshain, einer der größten und höchsten Felsen des Gebirges, nordwestlich vom Hochstein, im wildesten Dickicht, ist schwer zugänglich. Die obere Platte zeigt mehrere von Menschenhand eingearbeitete Vertiefungen: einen Kessel und mehrere Blutrinnen, am Abhange aber den sogenannten Teufelssitz. Die Sage erzählt, dort habe der Satan selbst gesessen und seine Hosen geflickt, man sieht noch die Löcher, wo er Scheere, Elle und Zwirn liegen hatte. Einmal hat sich ein Hirt in eine der Oeffnungen gesetzt, und ist eingeschlafen, als er aber wieder aufstehen wollte, hat er nicht wieder herausgekonnt, sondern ist eingeschlossen geblieben.

Die Buschmännchen

In den Königshainer Bergen wohnten ehedem die sogenannten Buschmännchen, in Gestalt, Sprache und Kleidung ganz den Menschen ähnlich, nur viel kleiner und winziger. Ganz so waren ihre Kinder, ihr Vieh und ihr Hausgeräthe, Alles wie bei den Menschen, aber hundert Mal kleiner. Es waren kleine freundliche Leutchen, die Niemandem etwas zu Leide thaten, im Gegentheil den Menschen wohl thaten. Nach irdischer Speise waren sie sehr begierig, wer ihnen die gab, dem schenkten sie ganze Hände voll Laub dafür, und das Laub verwandelte sich dann in glänzende Thaler.

Leider waren sie aber sehr zart gebaut und als die Glocken eingeführt wurden, konnten sie den Schall nicht vertragen, kamen seltner und immer seltner und blieben endlich ganz weg. Zuletzt waren nur noch zwei übrig, die im letzten Hause am Ende des Dorfes wohnten, sich aber auch nur selten sehen ließen. Einst erschien das eine Männchen wehklagend und weinend und schrie: »Hipelpipel ist gestorben, Hipelpipel ist gestorben!« Hierauf ist er verschwunden und niemals wieder gekommen. Wahrscheinlich hat er mit dem sonderbaren Namen sein Weibchen gemeint.

Die Holzweiblein

Auf dem Heideberge bei Königshain hat es ehedem viele Holzweiblein gegeben, sie sind nicht größer gewesen als kleine Kinder mit schönen langen gelben krausen Haaren. Die hat der böse Feind immer herumgejagt, und sie haben nicht eher Ruhe finden können, bis sie zu einem Baumstocke gekommen. Da hat denn der Holzhauer gerufen: »Das walte Gott«, ehe er den Baum umgeschlagen, und dann hat sie jener in Ruhe lassen müssen. Eines Tages in harter Winterzeit ist ein solches Holzweiblein zu demselben Bauer, dem der Berg gehörte, in die Stube gekommen und hat sich dort den ganzen Winter über aufgehalten und die Leute haben ihr zu essen gegeben. Beim Anfange des nächsten Frühjahrs ist aber ein zweites solches Weiblein an das Fenster des Hauses gekommen, wo das erstere in der Stube saß, und hat hinein gerufen: »Deuto, Deuto!« Wie solches das Holzweiblein drinnen gehört hat, ist es weinend und jammernd fortgegangen und niemals wiedergekommen.

Original: Johann Georg Theodor Grässe, Sagenbuch des preußischen Staates

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